Warum wurden die Hexen verbrannt?
Wir wollen und können an dieser Stelle keine absolute Antwort geben, da es diese unserer Meinung nach nicht gibt. Wir versuchen hier, einige Aspekte der vielfältigen Ursachen und Voraussetzungen der Hexenprozesse aufzuführen. Man muss hier unterscheiden zwischen "Hexen - Vorstellungen" und den Hexenprozessen des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Gedanke nämlich, dass es Frauen, besonders rothaarige Frauen, gäbe, die Mitmenschen Krankheiten anhexen oder Kinder rauben würden, existierte schon bei den Römern vor unserer Zeitrechnung.
Bei ihnen durfte "gute" Magie sogar für Staatszwecke verwendet werden. Gegen "böse" schwarze Magie, wenn also mit Zauberei anscheinend Schaden angerichtet worden war, bestanden harte Gesetze. Neben den Vorstellungen von zauberischen Frauen, die man venefica (Giftmischerin) oder lena (Kupplerin) nannte, gab es noch den Glauben an bösartige weibliche Dämonen, wie z.B. an die striga (lat. für Eule), von der man annahm, sie würde nachts Kinder stehlen und verzehren.
Doch die Römer kannten nicht nur "böse" zauberische Frauen: Seherinnen und Priesterinnen standen bei ihnen in hohem Ansehen.
Eine Autodafé in Spanien
Man glaubte, dass Frauen generell eine stärkere Verbindung zu den höheren Mächten hätten, bedingt durch ihre biologische Nähe zur Natur. Dies mag ein Überbleibsel aus der Zeit gewesen sein, in der die Religion noch muttergottheitlich orientiert war. Die an den Vatergott Jupiter glaubenden Römer hatten die vorige Kultur zwar besiegt, aber die Erinnerung daran nicht völlig zu tilgen vermocht.
Der Großinquisitor Thomas de Torquemada
Wie stand es nun mit dem Hexenglauben?
Die Germanen, die ja als unsere Vorfahren gelten, lebten gezwungenermaßen in engem Kontakt mit den römischen Besatzern. Bevor die Römer die Germanen unterworfen hatten, genossen deren Seherinnen wie z.B. die Veleda, einen guten Ruf. Selbst römische Geschichtsschreiber wie Tacitus berichten sehr anerkennend über diese. Solche Frauen nun zeichneten sich durch eine besondere Fähigkeit zur Verständigung mit den Göttern aus. Aber es gab auch die Vorstellung von Schadenszauber treibenden Frauen. Was bei den Germanen allerdings nicht bekannt war, das waren Ideen wie die Kindertötung zu magischen Zwecken oder etwa die Luftfahrt mit Dämonen. Hier brachten die Römer ihr Kulturgut erfolgreich ein!
Als dann im 5. Jh. u.Z. (d.h. unserer Zeit, also nach der Zeitwende des Jahres 0) die neue Religion, das Christentum, ihren Siegeszug antrat, wurde jegliche Magie, jegliche Vorstellung von magischen Frauen, zu denen auch die Seherinnen gezählt wurden, für heidnisch erklärt und bestraft. Und so finden sich in den 'Volksgesetzen' von christianisierten Germanenstämmen drastische Strafen für das Praktizieren heidnischer Glaubensformen. Diese Gesetze waren auf Anordnung der fränkischen Fürsten aufgeschrieben worden. Indem sie die germanischen Gottheiten als heidnisch bezeichneten, erhofften sie sich die Hilfe der christlichen Kirche und ihrer Verwaltung bei der Beherrschung des Landes.
Das Volk aber, hing anscheinend noch lange seinen alten Gottheiten an und übte deren Kulte im Geheimen aus. Dazu gehörte auch der Glaube an das Wissen der Kräuterfrauen. So schaffte es also die Kirche die Vorstellung von zauberischen Frauen als heidnisch und verdammenswert vermittels weltlicher Strafgesetze festzuschreiben. In dieser Zeit war der Glaube an Zauberei für die Kirche ein Schritt zurück ins Heidentum, der verhindert werden sollte. Wer damals an heidnische Götter glaubte, der galt für die Kirche als Ketzer. Doch später, da verlangte die Kirche , dass ohne zu zweifeln an die Existenz von Dämonen und bösen überirdischen Mächten geglaubt und diese dann für verdammenswert gehalten werden sollten.
Die Hexe - eine böse zauberische Frau? Sicher, man nannte sie noch nicht so, aber diese Vorstellung gab es bereits vor den Hexenprozessen des 16. und 17. Jh. und sie überdauerte sie wie wir es beim neuzeitlichen Hexenglauben sehen.
Die Hexenprozesse waren nicht einfach über Nacht da. Es fragt sich, woher z.B. die Form des Prozesses kam, mit der Ausschaltung der Verteidigung, wer zuerst die Folter offiziell verwendete. Dazu ist es notwendig, sich die Vorläufer der Hexenprozesse einmal anzusehen: nämlich die Ketzerprozesse. Seit das Christentum im 4. Jh. u.Z. zu offiziellen Staatsreligion geworden war, wurden auch Zweifler aus den eigenen Reihen beseitigt. Zuerst wurden diese Häretiker (d.h. Abweichler von der Kirchenlehre ) nur aus der Kirche ausgeschlossen. Dann aber auch verfolgt und schließlich sogar in großer Zahl verbrannt, nur weil sie über Glaubensdinge eine andere Meinung hatten. Man nannte diese Massenverbrennungen 'Auto da Fe', d.h. Glaubensakt.
Da die Hexenverbrennung auch heute noch ein weit verbreitetes Thema ist, werden diese grausamen Taten aus der Zeit der Inquisition, Hexenverfolgung und Verbrennung im Kino häufig verfilmt. "Der Name der Rose" ist einer der bekanntesten Filme, in dem die Hexenverbrennung dargestellt wurde. Die letzte Hexenverbrennung fand noch 1775 in Deutschland statt.