Kräuterschnecke richtig anlegen

 

Der Gipfel des Gärtnerglücks ist ja angeblich eine eigene Kräuterschnecke. Kräuterschnecken, die verschiedene Klimazonen simulieren, legte man bereits im Mittelalter an. Ihr unübertrefflicher Vorteil liegt darin, dass hier auf kleinstem Raum Küchenkräuter ideale Bedingungen vorfinden, die an und für sich unterschiedliche Standortanforderungen haben. Mediterrane Kräuter wie etwa Rosmarin, Lavendel, Thymian oder Ysop bevorzugen trockene und nährstoffarme Böden. Auf frischer und eher nährstoffreicher Gartenerde gedeihen Melisse, Schnittlauch oder Minze, während die Brunnenkresse oder die Pfefferminze feuchte Böden lieben. All diesen Anforderungen genügt eine gut angelegte Kräuterschnecke. Dabei ist der Bau dieses kleinen Biotops keine Hexerei, erfordert aber ein wenig Planung. Grundsätzlich sollte die Anlage nicht zu klein ausfallen. Da die Kräuterschnecke sehr dekorativ ist, braucht sie auch nicht in einer Gartenecke versteckt zu werden, ganz im Gegenteil, sie ist nicht nur nützlich, sondern ein echtes Schmuckstück. Alle Kräuter lieben Sonne – ein vollsonniger Platz im Garten ist also richtig. Dieser kann ruhig in der Nähe eines Sitzplatzes liegen, denn die Kräuter duften im Sommer ganz himmlisch. Überleg dir, welche Kräuter du in der Küche brauchst – für gut 10 Pflanzen musst du einen Basisdurchmesser von drei Metern einplanen, die Schnecke wird dann 80 bis 90 Zentimeter hoch. Wenn du einen geeigneten Platz für deine Duft- und Gaumenoase gefunden hast, markiere den Grundriss der Anlage. Optimal ist es, wenn sich die Schnecke nach Süden hin öffnet. Puristen legen an dieser Stelle sogar einen kleinen Miniteich an, der das Biotop vollkommen macht, aber auch relativ viel Pflege und regelmäßiges Auffüllen erfordert. Der Miniteich sorgt aber auch dafür, dass der Bereich für Brunnenkresse und Co. entsprechend feucht bleibt.


 

Wenn du mit dem Grundriss zufrieden bist, kannst du damit beginnen, den Boden etwa spatentief auszuheben und dann eine gut 10 cm dicke Schicht Kies auf die Fläche (Miniteich aussparen) aufzubringen. Der Kies oder Schotter kann ohne weiteres recht grob sein, er dient als Fundament für die Mauer und verhindert Staunässe. Auf diesen Kies schichtest du nun eine erste Reihe Steine für die Spirale. Ob du Natursteine, Klinker oder alte Mauerziegel wählst, ist Geschmackssache. Die Steine sollten jedenfalls trocken, d. h. ohne Mörtel verlegt werden. In den Fugen siedeln sich dann Thymian oder Minze an. In den Mauerspalten tummeln sich aber auch nützliche Insekten und sogar Eidechsen, da die Steine die Sonnenenergie speichern und für einen idealen Lebensraum für Pflanzen und Lebewesen bilden.

Aufbau Kräuterschnecke

 

Baue nun die Schnecke weiter schrittweise auf: während die Mauer zum Kern hin wächst, bringst du im unteren Bereich lehmige Erde auf, im mittleren Bereich zunächst noch eine Schicht Kies und darauf nährstoffreiche, mit Kompost vermischte normale Gartenerde und im oberen Kernbereich der Spirale zunächst noch eine dicke Schicht Kies/Schotter und dann, wenn die Mauer im Inneren der Spirale hoch genug ist, Sand, der im Verhältnis 1:1 mit Gartenerde gemischt ist. So, die Hauptarbeit ist getan. Jetzt noch den Miniteich mit Folie auslegen und eine Schicht Sand und Kies darüber geben. Den Rand der Teichfolie mit Steinen verstecken. Ein Hanfseil - es können auch mehrere sein - dient als Docht: ein Ende in den Teich legen, das andere wird in die Erde der Feuchtzone gelegt. Damit dient das Wasser aus dem Teich zum Feuchthalten dieser Zone.

Nun warte am besten den ersten Regen ab, damit sich die Erde gut setzen kann; eventuell etwas Erde auffüllen.

 

 

Kräuterschnecke bepflanzen

 

Jetzt kannst du aus der Vielfalt der Kräuter auswählen und deine Kräuterschnecke bepflanzen:


In die Trockenzone kommen mediterrane Kräuter:

Rosmarin

 

Rosmarin steht bei den meisten Kräuterfreunden ganz oben auf der Wunschliste. Er ist der Inbegriff von Sommerduft und Urlaub in Italien. Der Rosmarin ist eine hübsche, buschige Pflanze mit kleinen, pastellblauen bis hellvioletten Blüten im Mai und Juni. In gut sortierten Gärtnereien finden sich zahlreiche Sorten vom Rosmarin mit säulenförmigem Wuchs bis hin zu kriechenden Sorten. Leider ist der Rosmarin in unseren Breiten nicht winterhart und muss im Gewächshaus oder Keller überwintert werden.

 

In der Küche ist der Rosmarin sehr vielseitig verwendbar: er passt hervorragend zu Hühnchen, Kartoffeln oder Lammfleisch, aber auch zu Gemüse und Fisch. Rosmarin sollte mit den Speisen mitgekocht werden; am besten nimmt man dafür ganze Zweige, die vor dem Servieren entfernt werden. Rosmarin eignet sich aufgrund seines intensiven Aromas auch sehr gut zum Trocknen.

 

Rosmarin fördert Durchblutung und Stoffwechsel und macht fette Speisen bekömmlicher.

 

Oregano

 

Die Pflanze wächst problemlos zu buschigen Sträuchern und ist absolut pflegeleicht – so pflegeleicht, dass er gerne wuchert und in Zaum gehalten werden muss. Oregano verbreitet sich durch Wurzelausläufer und lässt sich durch die Begrenzung der Kräuterschnecke nicht aufhalten. Die hellvioletten Blüten locken viele nützliche Insekten an. Im Herbst solltest du den Oregano stark zurückschneiden.

 

In der Küche finden die jungen, frischen Triebe aber auch die Blüten Verwendung. Es gibt eigentlich keine Speise, die man nicht mit Oregano verfeinern kann: Spaghetti, Eierspeise, Gemüse, Suppen, Pizza, Suppen, Salate, alle Fleischsorten….Auch der Oregano kann getrocknet und dann als Würze oder Tee verwendet werden.

 

Die ätherischen Öle sowie die Gerb- und Bitterstoffe dieser robusten Pflanzen wirken verdauungsfördernd und lindern Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes.

 

Salbei

 

Salbei ist mehrjährig und kann zu einer beachtlichen Staude heranwachsen. Zurück geschnitten wird erst im Frühjahr, da die Pflanze den ganzen Winter von den Blattsäften zehrt und ohne Blätter absterben würde. Salbei sollte auch nicht länger als 5-6 Jahre am selben Standort bleiben, da er sonst verkümmert. Die Staude eignet sich sehr gut zum Teilen und Weiterschenken. Es gibt Sorten mit tiefgrünen, gräulichen, nahezu violetten und weiß-grünen Blättern; die Blühten sind violett bis tiefblau.

 

Salbei schmeckt am besten, wenn die Blätter in Butter gebraten werden. Das Aroma ist sehr intensiv, daher sparsam verwenden! Am besten passt Salbei zu Geflügel, Leber oder Käseauflauf.

 

Die antiseptische Wirkung ist in der Heilkunde seit Jahrhunderten bekannt und wird bei Zahnfleischbluten sowie Entzündungen des Mund- und Rachenraumes eingesetzt. Salbei wirkt aber auch krampflösend und verdauungsfördernd.

 

Salbei eignet sich sehr gut zum Trocknen. Dazu Salbei in Büscheln zusammenbinden um an einem luftigen Ort nach mit den Blättern kopfüber aufhängen.

 

Thymian

 

Thymian ist der Klassiker in der Küche. Er bevorzugt trockene, steinige Böden und ist deshalb ein idealer Gefährte der Kräuterschnecke und siedelt sich auch in den Mauerritzen an. Thymian wird heute in zahlreichen Züchtungen angeboten: Zitronen-Thymian, Orangen-Thymian, weiß-bunter Thymian, Zwergthymian usw. Die Auswahl ist groß, meist findet man in der Küche aber mit dem Thymus vulgaris das Auslangen. Die Pflanze ist aber auch als duftender Bodendecker gern gesehener Gast im naturnahen Garten und benötigt kaum Pflege. Der Rückschnitt erfolgt nur bei Bedarf im Frühjahr, ist aber meist nicht nötig. Thymian und Majoran vertragen sich nicht und sollten „auf Abstand“ gepflanzt werden.

 

Thymian sollte mit den Speisen mitgekocht werden, damit er sein Aroma voll entfalten kann. Schweinebraten, Geflügel, Gemüsesuppen und Eintöpfe schmecken mit Thymian gewürzt einfach besser.

 

In der Naturheilkunde wird der Thymian wegen seiner krampf- und schleimlösenden sowie antiseptischen Wirkung sehr geschätzt.

 

Ysop

 

Wie alle mediterranen Kräuter liebt Ysop einen mageren, trockenen und steinigen Boden – wird also im Kern der Kräuterschnecke stehen. Der (radikale) Rückschnitt erfolgt im Herbst, da die Pflanze ansonsten zu stark verholzt und unansehnlich wird. Ansonsten ist die Pflanze sehr anspruchslos, wächst kompakt und erreicht eine Höhe von gut 70 cm. In der Blütezeit im Juli und August locken die wunderbar duftenden zarten Blüten in Lila- oder Blautönen zahlreiche Schmetterlinge und Bienen an.

 

In der Küche finden die frischen Triebspitzen Verwendung. Vorsicht, das Aroma ist sehr intensiv und nicht jedermanns Sache. Ysop sollte jedenfalls sparsam verwendet werden, am besten in Kombination mit anderen Kräutern. Sommersalate, Kräuteressig oder Kräuterquark profitieren auf jeden Fall von einer Prise Ysop.

 

Die ätherischen Öle des Ysop haben sich bei Husten sehr bewährt.

 

Basilikum

 

Tomaten, Mozzarella und …Basilikum! Davon kann man nie genug bekommen. Nur leider gedeiht die Pflanze nicht immer wie gewünscht. Nässe, Regen, Schnecken machen ihr zu schaffen. Basilikum braucht Bikiniwetter. Na ja, können wir zwar nicht immer bieten, aber das unvergleichliche Aroma verführt zu immer neuen Versuchen: die Pflanze kann jederzeit ausgesät werden und ist einjährig. Die Blüten sind eher unscheinbar. Um eine möglichst lange Erntezeit zu gewährleisten, sollten die Triebe vor der Blüte geerntet werden.

 

Basilikum eignet sich nicht zum Trocknen, da es sein Aroma verliert und fade schmeckt. In der Küche werden die Blätter auch nicht fein geschnitten, dadurch ginge ebenfalls viel Aroma verloren, sondern mit den Fingern zerzupft oder im Mörser zerstoßen. Dann passt es gut zu Tomaten, frischen Salaten, Käse oder Kräuterbutter.

 

In die mittlere Zone kannst du folgende Kräuter pflanzen:

 

Petersilie

 

Petersilie darf wohl in keinem Kräutergarten fehlen. Die Petersilie ist ein zweijähriges Kraut, d. h., im ersten Jahr bildet sich lediglich eine Blattrosette, erst im zweiten Jahr gedeiht die Petersilie üppig. Während des Sommers können nun die frischen Blätter laufend geschnitten werden. Blütenansätze immer ausbrechen, denn wenn die Pflanze zu blühen beginnt, werden die Blätter hart. Petersilie kommt wie die meisten Küchenkräuter ohne Dünger aus, gedeiht aber am besten auf tiefgründigem, humusreichem Gartenboden.

 

Petersilie wird entweder roh verwendet oder nur kurz erhitzt, damit das typische Aroma nicht verloren geht. Durch den unaufdringlichen Geschmack passt Petersilie zu fast allen Speisen, klassisch zu Pfifferlingen und Eierspeisen. Die hübsche Krauspetersilie wird vor allem zum Dekorieren von Speisen verwendet, ihr Aroma reicht nicht an das der glatten Petersilie heran.

 

Das Trocknen der Blätter lohnt sich nicht, da zu viel Aroma verloren geht. Im Winter stellt man am besten einen Blumentopf mit Petersilie ans Küchenfenster, um „Entzugserscheinungen“ während der kalten Jahreszeit entgegenzuwirken.

 

In der Heilkunde wird Petersilie übrigens aufgrund seiner krampflösenden und harntreibenden sowie appetitanregenden Wirkung geschätzt.

 

Zitronen-Melisse

 

Die Zitronen-Melisse ist eine mehrjährige Pflanze, die kaum Ansprüche stellt. Sie kann bis zu 70 cm hoch werden und sich stark ausbreiten, daher bitte regelmäßig teilen. Im Herbst werden die Stauden bis auf Bodenhöhe abgeschnitten. Schon im zeitigen Frühjahr treiben frische Blätter aus. Geerntet werden die jungen, zarten Triebe, die zur Verfeinerung von Salaten, Saucen, Geflügel und Gemüse hervorragend geeignet sind.

 

Ein besonderer Genuss ist frischer Melissen-Tee, der auch kalt getrunken werden kann und als leichtes Sommergetränk Furore macht.

 

Zitronen-Melisse kann aber auch zu Sirup verarbeitet werden. Das Rezept findest du im Kulinarix.

 

Für den feuchten Standort am Miniteich eignen sich:

 

Schnittlauch

 

Wer hat noch nie ein Butterbrot mit geschnittenem Schnittlauch probiert? Einfach köstlich… Schnittlauch fördert die Verdauung, lindert Magenbeschwerden und Blähungen und wirkt blutdrucksenkend.

 

Der Schnittlauch ist eine aufrecht wachsende, mehrjährige Pflanze mit violetten Blüten. Die Pflanze ist winterhart und wächst problemlos in jedem Boden. Ältere Exemplare verhorsten leicht, deshalb sollten die Pflanzen regelmäßig geteilt werden. Oder man lässt einige Blütenstände stehen, die sich dann aussäen und für Pflanzennachwuchs sorgen. Die Schnittlauchröhrchen können laufend geerntet werden, am würzigsten schmeckt jedoch der Austrieb im Frühjahr.

 

Schnittlauch zu trocknen lohnt nicht, da er sein Aroma verliert und fade schmeckt. Wer im Winter nicht auf ihn verzichten kann, sollte fein geschnittenen Schnittlauch mit etwas Wasser in kleinen Portionen einfrieren.

 

Schnittlauch schmeckt roh in Kräuterbutter, Salaten und Aufstrichen und darf in keiner österreichischen „Fritattensuppe“ fehlen!

 

Pfefferminze

 

Die Minze ist eine unverwüstliche Pflanze – im wahrsten Sinne des Wortes! Sie muss im Zaum gehalten werden, denn ihr Ausbreitungsdrang kennt kaum Grenzen. Wenn du dich dennoch am Pfefferminzaroma in deinem Garten erfreuen möchtest und das Wachstum einschränken möchtest, grab die Pflanze einfach mit dem Plastiktopf ein, von dem du nur den Boden herausschneidest. Du wirst mit einem herrlichen Duft und vielen summenden Gartenbewohnern belohnt.

 

Die Pfefferminze ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die 50–100 cm hoch wird und rötlich bis violett blüht. Geerntet wird um die Mittagszeit, wenn der Anteil an ätherischen Ölen in den Blättern am höchsten ist. Die Minze mag es eher halbschattig.

 

Pfefferminztee aus dem eigenen Kräutergarten lässt sich mit Tee aus Teebeuteln gar nicht vergleichen. In Nordafrika und den arabischen Ländern gilt Pfefferminztee als Nationalgetränk. Er lässt sich aber auch sehr gut kühl genießen.

 

Pfefferminze passt sehr gut zu allen Gemüsearten, Suppen, Salaten, Lammfleisch oder Omelettes.

 

Minze wirkt beruhigend, schmerzlindernd und schleimlösend. Zum Trocknen sollte man das Kraut am besten vor der Blüte (Juli-August) abschneiden.

Da die meisten Küchenkräuter anspruchslos sind, kannst du Pflanzen für die mittlere Zone und die Feuchtzone problemlos austauschen. Die trockenheitsliebenden mediterranen Kräuter gehören aber in den sandigen, durchlässigen obersten Teil des Klimawunders Kräuterschnecke.